Irgendwo im Nirgendwo

Das mit dem kostenlosen Campingplätzen ist hier so eine Sache - es bedeutet nämlich man bleibt einfach gleich neben der Straße an einem Art Rastplatz stehen und schlaft dort. Wenn man Glück hat, gibt es dort eine Toilette, sonst halt nicht. Die Distanzen sind ein Wahnsinn. Auf unserem ersten kostenlosen Campingplatz sind Toiletten vorhanden, aber wirklich sehr grenzig und wir sind mittlerweile wirklich schon einiges gewohnt. Wir bleiben trotzdem und naja wir müssen uns halt mit den Maden, Würmern oder was auch immer das befreunden bzw. sie einfach ignorieren. Wir erleben einen sehr schönen Sonnenuntergang dort und fahren am nächsten Tag weiter nach Port Augusta - "dem Tor zum Outback". Nach einem Auflade stopp und WLAN Stopp beim Mci geht's ab zum Water tower Lookout und dann in den riesengroßen Botanischen Garten. Dort gehen wir eine Runde und uns wird bewusst, wie heiß es eigentlich ist, 40°C. Fast schon zu heiß um eine längere Wanderung zu machen, darum wird es nur ein kürzerer Rundweg. Wir sehen beeindruckende Farben, unendliche Weiten, Erde in den verschiedensten Rottönen, Sanddünen und Klippen. Dies ist hier auch der letzte Ort am Meer, bis wir dann unser endgültiges Ziel Darwin erreicht haben. Wir genießen noch ein Abendessen am Meer, wir sehen sogar einen Delfin vorbeischwimmen und machen uns dann weiter auf den Weg ins Landesinnere. Das Wetter ändert sich schlagartig von Sonnenschein auf sehr düstere Stimmung, noch leichten Regen und wir sehen überall Blitze - links von uns, vor uns und auch rechts von uns. Die Blitze machen unseren Horizont vor uns zu einem Farbenspiel. Scheint so als würden wir das gute Wetter hinter uns lassen. Innerhalb kürzester Zeit (halbe Stunde) kühlt es von heißen 38 °C auf angenehme 21 °C herunter. Ein Naturspektakel begleitet unsere Autofahrt, die Blitze sieht man sehr gut, da es praktisch keine Berge gibt, wenn dann ein kleiner Hügel, sonst sieht man weit in alle Richtungen. Es beginnt zu schütten, aber so richtig.  Auf der Straße fährt man immer nur geradeaus. Man sieht keine Häuser, keine Menschen, hin und wieder ein paar Schafe oder Kühe. Die Schafe schauen durch die rote Erde sehr schmutzig aus und irgendwie nicht sehr glücklich. Die Landschaft ist unfassbar. Es wird schon dämmrig und wir fahren noch ein Stück. Plötzlich sehen wir gleich vor uns ein ziemlich großes Känguru stehen, ist gerade am Abend hier sehr gefährlich, ähnlich wie bei uns die Rehe, kann es hier passieren dass einem ein Känguru vors Auto läuft. Wir bleiben stehen, es schaut uns an und hüpft dann wieder zurück. Endlich sind wir irgendwo im Nirgendwo angekommen und schlafen dort, es ist gleich ein Parkplatz neben der Straße und wir sind die einzigen dort. Man sieht generell nicht sehr viele Leute da. Wir schlafen ganz gut, es ist etwas windig und das Gewitter hat langsam nachgelassen.


Am nächsten Morgen frühstücken wir gut und es gibt sogar Kaisersemmeln. :-) Wir sitzen so da und bemerken, dass neben uns ein Auto hergefahren ist. Das Auto schaut schon etwas älter aus und nicht mehr unbedingt fahrtauglich. Überraschenderweise steigen sehr viele Leute aus, daweil ist es nur ein 5-Sitzer, es steigt eine Frau aus und keine Ahnung wie viele Kinder. Wir grüßen die Leute, aber sie scheinen keine große Lust auf uns zu haben. Dann steigen sie wieder ein, wo auch immer die alle sitzen und fahren wieder. Ziemlich skurriler Moment. Wir fahren weiter in den nächsten Ort nach Woomera, nächster Ort ist gut, denn das sind 124 km. Dazwischen ist einfach nichts, keine Tankstelle, keine Toiletten, keine Shops, keine Häuser, einfach NICHTS. Woomera war bis ins Jahr 1982 nicht für die Öffentlichkeit zugängig, da dort ein militärisch genutztes Sprenggebiet war. Der Ort hatte in den 1960er Jahren bis zu 6.000 Einwohner und jetzt sind es nur noch 120. Es wirkt auch wie ausgestorben. Wir schauen uns dort den Missile Park an, wo man noch die Raketen ansehen kann. Sonst gibt's nicht sehr viel. Eine Schule, ein Schwimmbad und ein Touristen Besucherzentrum, wir sind allerdings die einzigen Besucher. Wir reden etwas mit den Angestellten dort und sie erzählt uns, dass zu Weihnachten alle von hier fliehen und dann nur noch 20 Menschen hier im Ort sind. Wir fahren weiter nach Pimba, das ist nur 7 km entfernt, die nächste Ortschaft und somit auch die nächste Tankstelle ist in Glendambo in 112 km; dort steht auf der Tankstellenrechnung drauf: "Now you know where Glendambo is :-)"; dann weiter nach Coober Pedy - Entfernung 255 km. Auf der Strecke gibt's wieder nichts und Coober Pedy ist wirklich die nächstgelegenste "Stadt" von Pimba. Unglaubliche Entfernungen. Hier sind wir nun angekommen und entspannen jetzt von der langen Autofahrt. Supermarkt gibt es seit Port Augusta keinen mehr.

 

Übrigens passend zum 1. Dezember haben wir natürlich gestern unsere Lichterkette im Auto montiert. In diesem Sinne schöne Vorweihnachtszeit und wir melden uns wieder von der nächsten Stadt, wenn es Wifi gibt. :-)


PS.: Noch mehr Kontrast zu Neuseeland, hätten wir uns gar nicht suchen können und genau das lieben wir!