Unseren Anreisetag verbringen wir gemütlich in Johannesburg, sind doch noch ziemlich müde von dem langen Flug. Wir sind über Doha geflogen. Der erste Flug war so um die 6 Stunden und der zweite 9 Stunden. Zeit ist trotzdem relativ schnell vergangen. Am Flughafen angekommen ist alles sehr unkompliziert, es wird kein Visa für die Einreise benötigt. Dann holen wir unser Mietauto ab, ganz schön was los hier. Mit unseren kleinen Flitzer geht's ab in das hippe Viertel Melville, wo wir ein AirBnB für 2 Nächte gebucht haben. Wir werden sehr herzlich begrüßt und unser Zimmer ist ein Traum. Wunderschön eingerichtet und sehr großzügig, wir bekommen sogar ein Willkommens Geschenk. Die Besitzer des Hauses ist eine Familie, die auch lange Zeit in Österreich gewohnt hat. Unsere Host kümmert sich sehr gut um uns und erzählt uns wahnsinnig interessante Geschichten über das Leben hier in Joburg. Sie selbst stammt aus Südafrika ab und ist ein Mischling, also hat einen österreichischen Vater und ist auch von der Hautfarbe her nicht dunkel und nicht hell. Apropos Hautfarbe, dies spielt hier ein wichtiges Thema, geschichtlich gesehen. Sie erzählt uns wie schwierig, dass für ihre Mutter war ein Kind zu haben, dass nicht schwarz ist. Als Baby hatte sie sehr helle Haut und orange Haare. Ihre Mutter musste sich als ihre Nanny ausgeben, es wurde nicht geduldet, dass man Kinder mit einer anderen Hautfarbe hatte. Viele Kinder wurden ihren Eltern auch weggenommen, wenn sie anders ausschauten. Sie erzählt uns, dass 2 Freundinnen ihrer Mutter die Kinder weggenommen worden sind, eben genau aus diesem Grund. Man wusste dann als Mutter nicht, was mit den eigenen Kindern passierte oder wo sie dann lebten. Unglaublich. Auch mit wie vielen Vorurteilen, sie und ihre Familie schon ihr ganzes Leben lang kämpfen musste. Sehr berührende Geschichten, die zum Nachdenken anregen.
Johannesburg gilt ja nach wie vor als eines der gefährlichsten Städte der Welt und von dem wollen wir uns selbst überzeugen. Wir haben leider sehr viel negatives schon in diversen Blogs und auf Internetseiten gelesen und es scheint so als möchte keiner hier bleiben. Die meisten sehen gerade den Flughafen und fahren dann schnell weiter.
Unsere Host rät uns Schmuck und Uhren im Zimmer zu lassen und nur mit dem notwendigsten Sachen herumzulaufen. Manche Gegenden soll und muss man auch komplett meiden. In der Nacht sollte man auch nicht mehr unterwegs sein. Man sieht es schon in dem Haus, wo wir schlafen. Alles abgesperrt, überall Zäune, Tore, Türen und noch mehr Türen. Alles wird bewacht, es gibt sogar einen Wachmann, der die Straße den ganzen Tag auf und ab läuft. Die Nachbarschaft hat auch eine eigene WhatsApp Gruppe, um immer auf dem neuesten Stand zu sein. Es wirkt alles sehr sicher und auch irgendwie etwas eingesperrt. Für uns etwas ganz neues.
Ja am Samstag gehen wir dann noch zu den 27Boxes, ein cooles Designer Container Dorf und dann essen, zu einem Lokal, das wir empfohlen bekommen haben. Es gibt mexikanisch und alles ist unglaublich hip, gut eingerichtet, coole Leute und super leckeres Essen. Dann brauchen wir dringend Schlaf, um morgen die Stadt zu erkunden.
Wir starten in der Früh, machen uns Frühstück in unserer wunderschönen, kleinen Wohnung. Unsere Host ist sogar noch so lieb und wäscht unsere Wäsche. Dann machen wir uns mit unserem kleinen Flitzer auf zum Rosebank District, dort startet der Hop on Hop off Bus. Ich bin ja nicht so ein Fan, von diesen Bussen, aber nach Überredungskünsten von Daniel und unserer Host bin ich natürlich dabei.
Unser Busfahrer ist super gut drauf. Wir lieben die Menschen hier, sie sind immer gut gelaunt, haben das Leben in sich, singen und tanzen den ganzen Tag und sind noch dazu unglaublich witzig. Er stellt sich so vor: "Hello, my Name is German, but I don`t speak German." Dann gibt's noch eine Gesangseinlage, bevor wir losfahren. Welcome to South Africa. :-)
Bei unserer Rundfahrt erfahren wir sehr viel über die Stadt, es ist ja eines der jüngsten Städte der Welt. Vor ca. 130 Jahren, wo hier Gold gefunden wurde, entstand diese Stadt. Eigentlich unter nicht sehr geeigneten Umständen, es gibt keine Wasserquelle, es liegt sehr hoch (über 1.700 m hoch) und hier herrschte früher einfach nur Savanne. Es ist auch eines der größten Städte der Welt, die nicht an einem See, an einem Fluss oder an einer Küste liegt. Die Einwohnerzahl kann man nicht so genau sagen, Johannesburg ist einfach zu zerstreut. Man sagt es sind zwischen 3,2 und 12,3 Millionen, je nachdem welche Gebiete und Vororte man dazuzählt. Unglaublich oder?
Man merkt schon beim durchfahren, wie riesig die Stadt ist und wie kontrastreich. Auf der einen Seite sind da die nobelsten Gegenden mit Villen, auf der anderen Seite die Blechhütten und Gegenden, die nicht besonders einladend sind. Wir kommen in die Innenstadt Joburgs, und hier ist alles wie ausgestorben. Das ist bereits seit 15 Jahren so, die oftmals sehr hohen Gebäude sind verlassen, viele Scheiben sind eingeschlagen und es sind kaum Menschen auf der Straße. Hier war früher das Zentrum, die Börse und alle wichtigen Institutionen, diese sind alle in die Vororte Richtung Norden gezogen. Man versucht aktuell die Innenstadt wieder zu beleben. Aber es scheint noch ein langer Weg zu sein. Man muss hier wirklich einmal herkommen, um das alles zu verstehen.
Wir kommen zum bekannten Apartheid Museum und das lassen wir uns nicht entgehen. Wir machen uns auf die Spuren von Nelson Mandela und die Geschichte der Apartheid. Erschreckende Bilder, Rassentrennung, die uns sehr berührt und unvorstellbar ist. Früher durften auch Schwarze hier kein Land besitzen, dieses Privileg hatten nur Weiße. Die Leute hier wurden ausgebeutet, diskriminiert, ihnen wurde alles genommen. Es gab Geschäfte, Toiletten sogar Kindermalbücher, alles streng getrennt, entweder nur für Schwarze oder nur für Weiße. Das schlimme daran, das ist alles noch gar nicht lange her. Es regt wirklich zum Nachdenken an und leider gibt es diese Unterschiede ja noch immer. Ich könnte ewig über dieses Thema schreiben, es macht wütend und man sollte bei sich selbst versuchen nie einen Unterschied aufgrund von Aussehen zu machen. Na gut ich hör ja schon auf.
Nach unserer Citytour gehen wir noch in eine Mall, in der unser Auto parkt. Dort ist gerade Sonntag Markt. Lauter coole Leute, Essen aus der ganzen Welt und eine Vielfalt von Menschen, die uns glücklich macht. Es geht ja auch anders und hier sitzen alle an einem Tisch. Afrikaner, Europäer, Asiaten und von wo man halt sonst noch so herkommt. Wir sind sehr fasziniert von dieser Stadt voller Gegensätze, Kontraste und finden es gibt keine bessere Erklärung dafür als Schwarz & Weiß.
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